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Krutinnen
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Krutinnen
Krutinnen war - wenn man so will - unser eigentlicher Urlaubsort. Hier stand unsere Pension, und von hier aus starteten wir auch sämtliche Unternehmungen - mit dem Auto, dem Fahrrad oder dem Paddelboot.
Im Vergleich zu denVerhältnissen, die wir in Omas alter Heimat, nur rund 30 km südlich kennengelernt hatten, war Krutinnen ein Dorf mit etwas anderem Charakter - nicht sehr groß, zum Teil von Wald umgeben in einer leicht hügligen Landschaft. Es wirkt nicht ganz so „ursprünglich“ wie die zuvor besuchten Orte, hat aber (nicht zuletzt durch die am Rande vorbeifließende Krutinna) seinen eigenen Reiz.
Krutinnen
Unweit unserer Pension, nur wenige Meter die Straße entlang, erreichte man die Stelle zum Einsetzen der Boote in den gleichnamigen kleinen Fluss - die Krutinna. Ein kurzes Stück weiter flussaufwärts wird sie in Höhe der Dorfkreuzung von einer Brücke überspannt, über die der Weg durch den Wald zum Muckersee führt, den wir nicht nur einmal mit dem Fahrrad entlangfuhren, um den Abend auf dem Steg zu genießen.
Am nördlichen Dorfrand befindet sich, soweit ich mich erinnern kann, eine kleine ornithologische Info-Station und schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite eine Pension für verletzte Störche. Wir wurden darauf aufmerksam, als wir einen relativ zahmen Storch direkt am Gehweg an der Straße sahen, der sein Gefieder putzte und sich ohne weiteres von nahem fotografieren ließ.
Am Ende des Holzzauns führte ein schmaler Sandweg hinter das Gehöft, auf das man nun schauen konnte. Dabei erblickten wir etliche Störche mit den unterschiedlichsten Beeinträchtigungen, die hier gepflegt wurden....
....Einer war auf dem rechten Auge blind, ein anderer hatte einseitig nur noch einen halben Laufknochen, wieder ein anderer hatte einen herabhängenden Flügel - kurzum: Vor uns stand eine Gruppe von Störchen, die in der freien Wildbahn nicht mehr lebensfähig waren.
Mit großer Wahrscheinlichkeit handelte es sich ausschließlich um verunfallte Tiere, die nun mit menschlicher Hilfe noch ein eingeschränktes Dasein fristen konnten. Welchen Zweck diese Einrichtung wirklich hatte, brachten wir nie in Erfahrung, wir nahmen diese Gegebenheit nur nebenbei zur Kenntnis. Vielleicht liegt es allgemein an der Verbundenheit der hier lebenden Menschen zu den Störchen, denn Masuren ist ja überregional bekannt für sein reichliches Vorkommen an Störchen, womit wir hier natürlich speziell die Weißstörche ansprechen, denn mit ihnen verbindet schließlich jeder diesen Gedanken und tatsächlich findet man kaum ein Dorf in dieser Gegend, in dem es nicht mindestens ein Storchennest gibt.
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