Gegenüber dem ehemaligen Gehöft der Familie Danitz, aber rund 400 Meter von der Straße entfernt, kurz vor der Waldkante, befindet sich noch heute die einstige Försterei (hier auf dem Bild zu sehen), in der aber inzwischen (seit 1970) eine älteres Bauernehepaar wohnt, das nur noch von seiner Rente lebt.
Meine Großmutter (Großvater befand sich möglicherweise bereits in Kriegsgefangenschaft) flüchtete mit dem „offiziellen“ Treck im Winter 1945 nur bis Allenstein, das liegt ca. 80 km entfernt.
Bei dieser Flucht, bei der sie mit drei kleinen Kindern unterwegs war, verlor sie im Februar ihr jüngstes, das erst sechs Monate alt war, es erfror in ihren Armen. Sie konnte es nur notdürftig am Straßenrand im Wald bei Schönbruch in einer Schublade beerdigen. Der hartgefrorene Boden unter dem Schnee machte ein Graben nahezu unmöglich.
Von Allenstein kehrten sie allerdings zunächst wieder in ihre Heimat zurück - warum das so war, weiss ich nicht genau, vielleicht auf Befehl, vielleicht auch freiwillig oder aufgrund einer falschen Information. Doch wie auch immer kehrten sie in ihr Haus zwischen Erdmannen und Heidig zurück - zumindest wollten sie es, denn dort angekommen, bemerkten sie, dass es bereits von Russen besetzt war, und so mussten sie auf eine andere Unterkunft ausweichen - das war dann die damalige Försterei auf der anderen Straßenseite, hinten am Wald.
Hier lebten sie ungefähr noch ein Jahr im Obergeschoss, bevor sie dann endgültig die geliebte Heimat verlassen mussten.
Als wir 1999 hier waren, wussten wir noch nicht genau, welches Haus zu jener Zeit die Försterei war, zumal es dort zwei Gehöfte gab, aber wir vermuteten es bereits und ich fotografierte dieses Gehöft mit dem dorthin führenden Weg und bei unserer Wiederkehr im Jahre 2011 stellte sich heraus, dass wir tatsächlich richtig lagen.
Dieses Mal war ja der Bruder meiner Großmutter dabei, und dieser konnte sogar etwas polnisch, so dass wir mit den Bewohnern ein wenig in Kommunikation treten konnten. Sie bestätigten, dass damals hier eine junge Frau Danitz mit kleinen Kindern lebte und zeigte auf das Fenster im Obergeschoss - dieser Moment ließ bei uns eine Gänsehaut entstehen, wir standen also tatsächlich vor jenem Haus, in dem sich ein (wenn auch kurzes) Stück Familiengeschichte abspielte.
Es gab (so, wie wir verstanden) wohl sogar noch ein paar Briefe, die allerdings inzwischen nicht mehr existieren; zumindest wurde es von diesen beiden älteren, äußerst netten Leuten erwähnt.
Wir wurden im Verlauf des Gesprächs sogar eingeladen, uns mit ihnen an den Tisch im Garten zu setzen und uns weiter zu unterhalten, doch unsere Zeit ließ dies leider nicht zu. Sie wünschten sich aber beim Abschied, dass wir, wenn wir mal wieder hier sind, sie wieder besuchen - es war eine wirklich herzliche Begegnung, mit der wir gar nicht gerechnet hatten.