Tiefer See bei Bölkendorf (Seite 2)
Tiefer See bei Bölkendorf (Seite 2)
Besonderheiten
Er ist nur ca. 9 Hektar groß und bringt es dennoch auf eine Tiefe von knapp 35 Metern, entsprechend steil fällt das Ufer bei einer Seebreite von 200 Metern ab. Etwas vergleichbares gibt es in Brandenburg nicht.
Um es sich bildlich vorzustellen:
man könnte in diesem See einen ausgewachsenen Blauwal senkrecht versenken und würde beim Darüber-Hinweg-Schwimmen noch nicht einmal mit den Füßen seine Schwanzflosse berühren.
Diese bemerkenswerte Tiefe ist für die hohe Wasserqualität mitverantwortlich.
Zwar sind Großer Stechlin, Helene-See oder Werbellinsee noch tiefer, aber sie sind eben auch sehr viel größer, zudem handelt es sich bei der „Helene“ gar nicht um ein natürliches Gewässer (siehe dazu die entsprechende Seite „Helene-See“), sondern um einen gefluteten Kohletagebau.
Der Tiefe See jedoch ist ein eiszeitlich entstandener See, der als so genannter Kesseltiefstsee in einer Moränensenke liegt.
Die Bezeichnung „Tiefstsee“ bezieht sich auf die 32-Meter-Grenze, die hier überschritten wird. Seen, deren Wassertiefe weniger als 32 Meter, aber mehr als 12 Meter beträgt, bezeichnet man als „Tiefseen“, von denen der Parsteiner See ein Beispiel wäre.
Auf die Wasserqualität eines Sees nehmen verschiedene Faktoren Einfluss, nicht zuletzt auch die Bodenbeschaffenheit, die die Wasserchemie mitbestimmt, welche wiederum entscheidend für das biologische Gleichgewicht ist. In diesem Zusammenhang unterscheidet man auch je nach ph-Wert alkalische, subneutrale und saure Seen. Wie die meisten unserer Gewässer, gehört auch der Tiefe See zur ersten Gruppe - man spricht auch von Klarwasserseen.
Diese Bezeichnung ist hier besonders treffend, denn selbst während der Sommerstagnation kann der Tiefe See eine Sichttiefe von 6 m erreichen, wobei dieser Wert starken Schwankungen unterliegt und abhängig von Nährstoffbelastungen ist (siehe Seite „Probleme“).
In oligo- und mesotroph-alkalischen Seen kommt es zur Ablagerung von Kalkmudden. Der Seegrund ist demnach nicht schlammig, sondern eher fest, das gilt auch für den Tiefen See. Selbst im tiefsten Bereich bleibt ein herabgelassenes Bleilot schlagartig stehen, während es in anderen Seen durch den dort vorhandenen Schlamm langsam abgebremst wird.
Dieses Bild (aufgenommen am 25. Juni 1994 auf Negativfilm) zeigt einen schmalen Ausschnitt des Westufers und das gegenüberliegende Ostufer.
Das Gelände unter Wasser fällt hier unmittelbar ab, man erkennt eine spärliche Besiedelung durch die Gelbe Teichrose, welche bis in maximal 4 m Wassertiefe vordringt. Das zeigt, in welcher kurzen Entfernung zum Ufer diese Tiefe bereits erreicht wird.
Auch das vorige (Hochformat) sowie das nächste Foto zeigen einen Teil des Westufers (25. Juni 1994 auf Negativfilm)
(Fotos: M. Just)
Der Tiefe See ist kalt und sauerstoffreich. Schon das Epilimnion erwärmt sich langsamer als in anderen Seen. Die relativ hoch liegende Sprungschicht sorgt somit für tiefe Temperaturen im Großteil des Wasserkörpers. Ein Taucher bekommt dies sehr deutlich zu spüren, wie Reiner Krause zu berichten weiß, denn auch in diesem See tauchte er mehrere Male. Dabei ist das Wasser so klar, dass selbst in 35 Metern Tiefe (also am tiefsten Punkt) noch etwas Licht vorhanden ist (wenn auch nicht sehr viel). Das ist für brandenburgische Seen nicht die Norm!
Eine Sauerstoffmessung am 15. Februar 1996, also in jenem Winter, in dem durch den strengen Frost viele flache Seen nahezu „ausstickten“, da die kritische Grenze von 1 Milligramm Sauerstoff pro Liter Wasser z.T. unterschritten wurde, ergab beim Tiefen See keinerlei Anlass zur Sorge, denn bei ihm lag die Sättigung je nach Wassertiefe zwischen 10,8 und 13,6 mg/l (siehe Tabelle).
Tiefe in m mg/l Wassertemp. in ºC
1
3
5
7
9
11
12,7
10,8
13,6
12,6
12,0
12,0
2,2
2,7
2,7
2,7
2,9
2,9
Quelle:
Biosphärenreservat Schorfheide/Chorin, Referat Gewässerökologie
Sauerstoffmessungen, Tiefer See b. Bölkendorf; 15.2.1996
Eine weitere Besonderheit dieses Sees ist sein Fischbestand. Ein Zeitungsartikel aus dem Jahre 1999 mit der Überschrift „Sandfelchen im Tiefen See begeistern Experten“ berichtete über eine in Brandenburg extrem seltene Fischart - die Große Maräne (Coregonus lavaretus).
Diese zu den Salomoniden gehörende Species kommt in verschiedenen Lokalformen vor, und es galt, unter wissenschaftlicher Leitung von
Dr. M. Tautenhahn (BR Schorfheide/Chorin) herauszufinden, ob es sie überhaupt noch gibt und wenn ja, um welche Unterart es sich handelt. Die bis dahin letzten Exemplare wurden 1993 bei einer Probebefischung gefangen.
Die Aktion hatte Erfolg, ein Fisch ging ins Netz und konnte bei der weiteren Untersuchung als Sandfelchen bestimmt werden. Dabei ist zu betonen, dass es sich hier mit hoher Wahrscheinlichkeit um das letzte brandenburgische Vorkommen an Großmaränen handelt. Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet dieser Art sind die Seen Skandinaviens und der Alpenregion. Sie leben also nur in klaren und tiefen sauerstoffreichen Seen.
Der Tiefe See ist Privatbesitz und steht außerdem unter Naturschutz. Wie die Maränen hierher gelangten, kann einer der Eigentümer aus Bölkendorf erklären: „In den 1920er Jahren suchte der Postdirektor Hartung aus Angermünde in der Umgebung nach geeigneten Gewässern für den Besatz mit Großen Maränen, die vermutlich aus dem Schaalsee bei Schwerin stammen. Da diese klar und tief sein mussten, wurde auch der Tiefe See ausgewählt. In allen anderen Seen überlebten die Fische offenbar nicht, doch hier fanden sie so gute Lebensbedingungen vor, dass sie sich sogar vermehrten.
Im übrigen ist jegliche Nutzung des Sees verboten, also jede Form von Fischerei, Angelsport, aber auch Baden und Bootsverkehr.
Für wissenschaftliche Untersuchungen gibt es Ausnahmeregelungen.
Außerdem ist der See Trinkwasserressource.
Das Bild rechts zeigt den nördlichen Teil von der Bölkendorfer Seite am 25. Juni 1994, aufgenommen auf Negativfilm.
(Foto: M. Just)
Auf diesem Foto ist der südliche Bereich zu sehen, also jener, der dem See den Namen gab. Das Wasser ist hier tiefer als die umgebenden Hänge maximal an Höhe erreichen. Zwar wirkt die Landschaft aus dieser Perspektive verhältnismäßig flach, doch anhand des großen Baumes rechts unten kann man in etwa die Höhe des Kamerastandpunktes erahnen (wir blicken nämlich bereits über die Krone hinweg), und es ist längst noch nicht der höchste Punkt.
(Foto: M. Just, 25. Juni 1994 auf Negativfilm)
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